Starke Unternehmen im Mühlenk
Warum Höflichkeit zum Erfolg führt
Sitex feiert 75-jähriges Firmenjubiläum.
Aller Anfang war schwer.
Wer braucht schon einen Waschbären,
wenn man ein Kamel haben kann?
„Durch den Auftrag der britischen
Rheinarmee konnten die Simeonsbetriebe
schnell wachsen“, berichten die
beiden heutigen Geschäftsführer Stephan
Richtzenhain und Achim Paul.
Doch bei einem Standbein sollte es
nicht bleiben, zwei sind besser.
„In den 1950er-, 1960er-Jahren haben wir
einen Service für gutbürgerliche Haushalte
von Herford bis zum Dümmer
etabliert.“ Die Haushaltswäsche war das
nächste große Geschäft. Eine Produktionshalle
wurde gebaut, und es folgten
mehr als 30 eigene Läden, in denen die
Kundschaft ihre Wäsche abgeben und
wieder abholen konnte. Gut 200 Annahmestellen
sorgten für zusätzlichen
Komfort. Dass man seine Kundschaft
am besten da abholt, wo sie steht, ist
keine neue Marketingweisheit. Otto
Richtzenhain und seine Fahrer setzten
sich also in die schicken grünen
Kleintransporter und fuhren von Haus
zu Haus, um die schmutzige Wäsche
direkt bei den Kundinnen und Kunden
daheim abzuholen und drei Tage später
frisch, sauber, gebügelt und in weißes
Papier eingeschlagen zurückzubringen.
An dieser Stelle sei verraten: Die Fahrer
bekamen Umsatzprovision und holten
auch die Wäsche ab, die eigentlich für
die Wettbewerber draußen stand. Besonders
schön brachten sie sie wieder.
„Gegen Ende der 60er-Jahre ließ das
Haushaltsgeschäft nach“, sagt Stephan
Richtzenhain. „Die Waschmaschine
machte uns Konkurrenz. Neue Geschäftsfelder
mussten her. Eine Geschäftsreise
nach Schweden brachte die Unternehmensleitung
auf die richtige Spur:
Krankenhauswäsche. Bis dato hatte
nämlich jedes Krankenhaus in der
Bundesrepublik eine eigene Wäscherei.“
Was folgte, war fleißiges und ausdauerndes
Klinkenputzen. Almas und
Ottos Söhne Werner und Arno Richtzenhain,
mittlerweile in der Geschäftsleitung,
versuchten, Kliniken von
der Idee einer privatwirtschaftlichen
Woher kommt der Firmenname? Edelweiß, Blütenweiß, Schneeweiß – denkt man an weiße Wäsche, fallen
einem diese Begriffe ein. So schlau waren vor 75 Jahren auch die Betreiber anderer Wäschereien in Minden.
Diese Namen waren also schon vergeben. Also stand eben die Adresse Pate, als Otto Richtzenhain seinem
Unternehmen am Simeonsplatz einen Namen geben musste. So kam es, dass die Simeonsbetriebe aus der
Taufe gehoben wurden. Der Name Sitex folgte später. Näheres dazu verrät diese Doppelseite.
Lösung der Wäscheversorgung zu
überzeugen. Die Akquise dauerte. Und
dauerte. Und dauerte. Jahre. Dann
mussten die rechtlichen und bürokratischen
Rahmenbedingungen geschaffen,
Genehmigungen erwirkt und
ein völlig neues Dienstleistungspaket
zusammengestellt werden. Aus der
Zeitung erfuhren Werner und Arno
Richtzenhain, dass die städtischen
Kliniken Wolfsburg und Braunschweig
den Bau einer Zentralwäscherei planten.
Die Brüder hatten ein As im Ärmel: Sie
mussten ihre große Wäscherei nur noch
an die Bearbeitung der Krankenhauswäsche
anpassen. Das Argument zog,
und nach langen Verhandlungen wurden
die Verträge 1971 mit dem Klinikum
Wolfsburg und dem Klinikum Braunschweig
geschlossen. „Für den gesamten
deutschen Markt war das eine Sensation.
Die Simeonsbetriebe waren die ersten,
denen das gelang“, betont Achim Paul.
Die Zusammenarbeit hat sich bewährt:
Noch heute, mehr als 50 Jahre später,
sind beide Kliniken immer noch Kunde.
Erfolg braucht Flexibilität. In 75 Jahren hat Sitex
immer wieder neue Geschäftsfelder erobert.
RESSOURCEN
SCHONEN
UND ABFÄLLE
VERMEIDEN
Mehrweg statt Einweg: Sitex setzt
seit vielen Jahren auf Nachhaltigkeit.
Bereits in den ausklingenden 1970er-
Jahren begannen die Simeonsbetriebe
damit, für ihre Kunden OP-Abdecktücher
und OP-Mäntel zu reinigen, zu kontrollieren,
zu reparieren, zu OP-Sets
zusammenzustellen und zu verpacken.
Anfang der 1980er-Jahre wurde das erste
Reinraum-OP-Zentrum erstellt. Das Familienunternehmen
wurde als Hersteller
von Medizinprodukten zertifiziert und
stellte auf Hightech-Materialien um:
Zunächst kam Gore-Tex zum Einsatz,
später Laminate auf Polyurethan-Basis.
„Unser Ziel war es schon damals,
gemeinsam mit anderen Unternehmen
dem Vormarsch der Einwegprodukte im
Operationssaal Paroli zu bieten und
nachhaltige, sichere und wiederverwendbare
Alternativen zur Verfügung
zu stellen“, sagt Unternehmenssprecher
Moritz Schäpsmeier. Nach einer von
Einwegware geprägten Phase rückt die
nachhaltige OP-Vollversorgung aktuell
stärker in den Fokus der Gesundheitswirtschaft.
Hochwertige Mehrwegartikel
übererfüllen selbst höchste
Standards und vermeiden tonnenweise
Sonderabfall, der verbrannt werden
müsste. „Reinigen, aufarbeiten, sterilisieren
und hygienisch verpacken – das
ist unser Tagesgeschäft.” Gleiches gelte
für die Berufsbekleidung für den
Lebensmittelgroß- und -einzelhandel.
Seit 2015 führt Sitex Textilien für das
Gesundheitswesen nicht nur in Baumwolle,
sondern in Tencel. Diese aus
Cellulose bestehenden Fasern weisen
eine hohe Trocken- und Nassfestigkeit
auf, sind weich und absorbieren
Feuchtigkeit sehr gut. „Wir verwenden
Ware aus nachhaltigem Waldbau und
Holzabfällen“, sagt Moritz Schäpsmeier.
Darüber hinaus hat Sitex Mischtextilien
aus Tencel und Ozeanplastik („Sequal“)
zu gleichen Teilen im Angebot.
Übrigens:
Kleidungs- oder Wäschestücke, die verschlissen
sind, wandern nicht in den Abfall,
sondern werden zu Putzlappen oder
Dämmmaterial für die Autoindustrie
verarbeitet. Zudem lassen sich Textilien
aus reiner Baumwolle mit modernen
Verfahren wieder in ihre Fasern zerlegen,
die dann erneut versponnen und verwoben
werden können. Das schont wertvolle
Ressourcen.
Seit 2018 arbeitet Sitex zudem an
Textilien aus Tencel, die sich kompostieren
lassen. Die Pilotphase läuft.
KONTAKTDATEN
Sitex –
Textile Dienstleistungen
Simeonsbetriebe GmbH
Simeonsplatz 6
32427 Minden
info@sitex.de
www.sitex.de
Telefon: 0571 8888-0
Produktion:
Bruns Medien-Service
Redaktion:
Harald Fichtner
Das Erfolgsrezept ist eigentlich ganz
einfach: Man nehme je eine Portion
Idealismus, Flexibilität, Unternehmergeist,
Durchhaltevermögen, Innovationskraft
und füge mit dem richtigen
Händchen fürs Geschäft noch eine gute
Prise Glück hinzu. Das Ganze gut 75
Jahre köcheln lassen, fertig ist der textile
Vollversorger.
Ob der Unternehmensgründer sich 1947
so ans Werk machte, ist nicht überliefert.
Dass sich Otto Richtzenhain nicht
unterkriegen ließ und vor Neuanfängen
nicht zurückschreckte, hingegen schon.
Seit den 1920er-Jahren handelte er mit
Tabakwaren. Doch nach dem Zweiten
Weltkrieg waren seine Ladengeschäfte
zerstört, die Warenlager geplündert.
Auch seine Versuche, eine Pilzzucht
aufzubauen, scheiterten.
Aber Otto Richtzenhain hielt die Augen
auf und stieß auf die alte leerstehende
Heereswäscherei am Simeonsplatz.
„Waschen? Das kann ja nicht so schwer
sein!“, mag er sich gedacht haben.
Waschen, Färben oder auch Garne für
die Herstellung roter Sisalläufer für die
benachbarte Teppichfabrik bearbeiten –
gemeinsam mit seiner Frau Alma packte
er’s an. Als besagte Teppichfabrik 1949
schließen musste, verloren die noch
jungen Simeonsbetriebe ihren größten
Kunden. Ein schwerer Schlag. Otto
Richtzenhain ließ sich aber nicht Bange
machen, erwarb die Konkursmasse und
verkaufte viele rote Sisalläufer an seine
ehemaligen Gastronomiekunden. Doch
Rettung ließ nicht lange auf sich warten,
und zwar in Person von Colonel Athur
Brind. Der „Laundry Officer“ war auf
der Suche nach einem Dienstleister, der
die Wäscheversorgung der britischen
Rheinarmee sicherstellen konnte. Otto
Richtzenhain verstand zwar kaum
Englisch, sagte aber höflich „Yes“ und
hatte damit, ohne es recht zu ahnen, den
größten Wäschereiauftrag an Land
gezogen, der bis in die späten 60er Jahre
in Deutschland vergeben wurde. Bereits
zwei Tage später rollten die ersten
britischen Trucks an. Damit die kleine
Wäscherei nicht komplett unter Bergen
schmutziger Wäsche versank, machten
Alma und Otto Richtzenhain in der
Verwandtschaft und im Freundeskreis
alles mobil, was ein Bügeleisen halten
konnte. Die Anfangszeit war eine
Herausforderung, doch bald lief alles.
Und ganz nebenbei erfand Alma einen
Farbbarcode zur Kennzeichnung der
Soldatenwäsche. Die Simeonsbetriebe
hatten ihre Feuertaufe bestanden.
W
„Nur ein Kamel wäscht noch selbst!“ So lautete der Slogan der damaligen Werbekampagne. Der eine oder
die andere mag sich noch an die aufsehenerregende Aktion mit dem Trampeltier auf dem Scharn erinnern.
1947
Gründung durch
Otto Richtzenhain
1969
Erste private Krankenhaus-
Zentralwäscherei
1973
Mietsystem
IHH
1980
Erstes Krankenhaus in
textiler Vollversorgung
1991
Erwerb Genthiner
Reinigung
2002
Erwerb Zentralwäscherei
Lippe
2005
Umbau Minden,
neue Vorsortierhalle
2004
Erwerb Textral-
Service Köthen
1994
Aufbau Franchise-
System Dectos
1997
Einführung QM-System
nach ISO 9001