
Nummer 40 · 8. Oktober 2022 Wochenblatt für den Mühlenkreis · Weserspucker
Beim Maibock-Anstich 2019 präsentierte Barres technischer Leiter Dirk Stapper stolz die mehr als 130 Jahre alte Bierflasche.
Begeisterung auch bei (von links) Thomas Holle und Christoph Barre sowie „Brauer Bernhard“ und Bürgermeister
Frank Haberbosch. Foto: Friederike Niemeyer
Untersuchung beendet
Da leuchteten die Augen von Christoph Barre und seinem Technischen
Leiter Dirk Stapper: Beim Maibock-Anstich 2019 konnten sie
die wohl älteste erhaltene und mit genießbarem Bier gefüllte Bierflasche
Deutschlands präsentieren: ein Barre-Bier aus der Kaiserzeit.
LÜBBECKE. Jetzt ist die wissenschaftliche
Arbeit an dem
besonderen Gerstensaft abgeschlossen
und hat bereits
weite Kreise gezogen. Eine
mundgeblasene Champagnerflasche
voll Bier, mit
Holzkorken und Draht verschlossen
und mit rotem
Wachs versiegelt, war bei
Umbauarbeiten im Kaufmannshaus
der Familie Gerlach
von Waldthausen an der
Langen Straße gefunden worden.
Der 1978 bekannt gewordene
Zufallsfund stellte
sich rasch als Barre-Bier aus
der Kaiserzeit heraus, abgefüllt
etwa um das Jahr 1885,
als diese 0,75-Liter-Flaschen
mit dem Pferdefuhrwerk
nach Lemförde zum
Dampfzug gebracht wurden,
um in Bremen nach Übersee
verschifft zu werden.
2018 entschloss sich dann
die Brauerei, die nach ihrer
Kenntnis älteste Bierflasche
Deutschlands genau untersuchen
zu lassen. „Die Bedeutung
der Flasche ist für uns
immens“, sagte Brauereichef
Christoph Barre. „Sollte es
wirklich die älteste Bierflasche
Deutschlands oder gar
Europas sein, wäre das sehr
bemerkenswert für das Museum
und unsere Brauerei. In
einemLand, wo Bier eine ganz
besondere Rolle spielt, wäre
das von enormer Symbolkraft.“
Bierspezialisten nahmen
sich der Untersuchung der
Flasche gerne an, Geschmacksprobe
inklusive.
Schlank, elegant und harmonisch
– so beurteilen Verkoster
von der Technischen
Universität München (TUM)
den Geschmack des mehr als
130 Jahre alten Bieres. Sie
schmeckten dabei unter anderem
Aromen von Sherry,
Port und Pflaumen, die sie
dem Molekül Sotolon zuschreiben.
„Es war sehr harmonisch
im Gesamteindruck
und in der Bitterkeit“, erläuterte
Dr. Martin Zarnkow,
Leiter Technologie und Entwicklung
im Forschungszentrum
Weihenstephan für
Brau- und Lebensmittelqualität
in einer Mitteilung der
TUM.
Das Bier rieche und schmecke
noch immer ganz hervorragend.
Zwar sei die Gaumenfülle
inzwischen etwas
abgeschwächt und die Farbe
etwas verdunkelt, doch noch
immer wäre ein leicht prickelnder
Kohlensäuregehalt
zu vermerken, so das Fazit der
Experten. „Ein Pilsbier, ganz
klar.“ Lebende Hefezellen ließen
sich aber nicht mehr finden.
Schon Zarnkows erster
Eindruck 2019 war: „Dies ist
eine einmalige Flasche. Sie ist
mehr als 130 Jahre alt, und die
Qualität ist ganz hervorragend.
Bis jetzt ist es die älteste
Bierflasche Deutschlands.“
Dieser Eindruck hat sich
jetzt nach Abschluss der wissenschaftlichen
Auswertung
bestätigt. Ein mehrköpfiges
Team der TUM hat sich mit
dem Lübbecker Fund befasst.
Die mikrobiologischen und
brautechnischen Untersuchungen
haben Dr. Martin
Zarnkow und Dr. Mathias
Hutzler am Forschungszentrum
Weihenstephan für
Brau- und Lebensmittelqualität
der TUM durchgeführt.
Stefan Pieczonka vom Lehrstuhl
für Analytische Lebensmittelchemie
hat sich der
umfassenden molekularen
Analyse gewidmet und das
Ergebnis in seine Doktorarbeit
einfließen lassen. Die
Untersuchung von Stefan
Pieczonka ergab, dass die Signatur
des historischen Bieres,
abgesehen von einer starken
Oxidation der Hopfenbestandteile,
mit modernen, industriell
gebrauten Bieren
vergleichbar ist. Nach einem
Vergleich der chemischen Signatur
mit der von 400 modernen,
nationalen und internationalen
Bieren ordnete er
die Probe als typisches helles
Lagerbier ein. Seine Ergebnissestellteer
imSommer bereits
auf einer internationalen
Messe in Spanien vor und
stellte das historische Barre-
Bier als ein frühes Beispiel für
das untergärige Brauverfahren,
das damals noch selten
war, weil auf Kälte angewiesen.
Die durchgeführten Analysen
helfen dem Forscherteam
auch dauerhaft weiter.
Durch den Abgleich sei „eine
Datenbank entstanden, die es
nun ermöglicht, die Technologie
hinter einem Produkt zu
verstehen. Etwas, was wir
schon lange machen, aber
bisher nicht auf so statistisch
solide Basis stellen
konnten“, sagteMartin Zarnkow.
Für die Barre-Brauerei hat
die Untersuchung nicht nur
die Annahme erhärtet, die bis
dato älteste gut erhaltende
Bierflasche Deutschlands in
Besitz zu haben. Christoph
Barre: „Damit steht auch fest,
dass Barre die erste Brauerei
im norddeutschen bis mitteldeutschen
Raum ist, die
untergäriges Bier und damit
Pils hergestellt hat.“
WB/fn
”Dies ist eine einmalige
Flasche: Sie ist
mehr als 130 Jahre alt.“
Erfolgreich geerntet: Erste Früchte nach zwei Jahren
Streuobstwiese auf dem Gelände von Schloss Benkhausen bereits jetzt ertragreich
ESPELKAMP. Auf dem Gelände
von Schloss Benkhausen
konnten in diesem Jahr zum
ersten Mal Äpfel geerntet
werden: Der sonnenreiche
Sommer hatte dafür gesorgt,
dass die erst vor zwei Jahren
gepflanzten Bäume Früchte
trugen. „Wir freuen uns, dass
sich unser Projekt so toll entwickelt“,
erklärt Angelika
Gauselmann, die die Idee hatte,
mit der Pflanzung der
Streuobstwiese eine alte Tradition
von Schloss Benkhausen
wieder aufleben zu lassen.
Das Konzept für die
nachhaltige Bewirtschaftung
hatte Paul Gauselmanns Enkeltochter
Sonja entworfen.
Sie kümmert sich gemeinsam
mit dem Immobilienbereich
der Gauselmann Gruppe
um die Umsetzung des
Projekts.
Für die Streuobstwiese sind
vorwiegend alte Obstbaumsorten
wie Gravensteiner oder
Klarapfel gepflanzt worden,
die gut mit den aktuellen klimatischen
Bedingungen zurechtkommen.
Auf der rund
1,6 Hektar großen Gesamtfläche
sollen bis 2024 etwa 120
Bäume gepflanzt werden,
neben Apfel- und Birnbäumen
auch Pflaumen-,
Kirsch-, Mirabellen- und
Quittenbäume. Ein Hauptwanderweg
soll durch die
Wiese führen und das Areal
für Besucher zugänglich machen.
Auf kleineren Lehrpfaden
können sich die Besucher
über die einzelnen Themenflächen
informieren.
Wildhecken werden sowohl
Schutzraum als auch Nahrungsquelle
für Tiere, insbesondere
für Insekten sein. Für
den Herbst ist das Pflanzen
von 16 weiteren Obstbäumen,
das Anlegen eines Heckenstreifens
sowie das Anbringen
von Nistkästen am
Waldrand geplant. Im Frühjahr
sollen dann der Weg sowie
eine Bruchsteinmauer
angelegt werden.
Auch Larissa Mattlage, Leiterin
von Schloss Benkhausen,
freut sich, dass das Projekt
die buchstäblich ersten
Früchten trägt. Denn das heimische
Obst soll zukünftig
unmittelbar vor Ort verarbeitet
werden. „Da wir bereits
stark auf regionale Produkte
setzen, passen die heimischen
Erzeugnisse hervorragend
in unser Konzept. Das
Obst von unseren Bäumen
wird deshalb mit Sicherheit
den Weg in unsere Torten,
Säfte oder destillierten Produkte
finden.“
MI SPITZER FEDER
Ordentlich auftischen
Die Küche ist das neue Statussymbol
der Deutschen.
Das will zumindest eine aktuelle
Studie des Zukunftsinstituts
im Auftrag von Siemens
herausgefunden haben.
Ein tolles Auto – das
war über Jahre hinweg das
Maß aller Dinge. Doch offenbar
haben sich die Prioritäten
verschoben.
Auch Fernsehkoch Steffen
Henssler erkannte diesen
Trend, monierte jedoch zugleich
in einem bekannten
Nachrichtenmagazin: „Die
Deutschen geben europaweit
das meiste Geld für Küchen
aus, aber das wenigste für
Lebensmittel.“ Extrem
scharfe Messer aus Damaststahl,
Töpfe der neusten Generation
oder ein Backofen
mit Dampfgarer-Funktion.
All das muss natürlich sein.
Beim Lebensmitteleinkauf
sieht es jedoch oftmals anders
aus. Klar, Qualität soll
sein, aber eben auch günstig.
Bewusst konsumieren ist oft
keine Frage des Geldes,
sondern der Einstellung. Und
Genuss mit gutem Gewissen
ist doch eh viel besser...
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